Jack goes Spielberg

Und wenn da jetzt wer glaubt, dass der Jack nur daheim sitzt und einen Hit nach dem anderen komponiert, der liegt zwar nicht völlig daneben, aber ein bisserl halt schon. Weil der Jack, in der Rolle als Mann von Welt, war am 14. Mai in Spielberg, am Red-Bull-Ring, bei AC/DC.

 

Ja, weil da kann man sagen was man will - auch wenn's AC/DC am Ö3 spielen, aber die Musik ist schon gut. Und mit einem Puff-Tschak-Rhythmus und einem durchgehenden Achtel-Bass kann man nix falsch machen - das hat auch der Jack beim Komponieren erkannt, sprich Ur-Rhythmus der europäischen Mittelklasse; fast ein bisserl eine Musik zum Einmarschieren, wie böse Zungen behaupten würden.

 

Aber genug davon - Jack, also in Spielberg, Wetter super, Bier um eine Spur zu teuer, vegetarisches Food (Uh la la) und überhaupt. Alles toll, aber der Jack wäre ja kein richtiger Österreicher, wenn er nicht wieder was zum Sudern hätte.

Weil logistisch, waren sich die Medien einig, war's super organisiert, schon fast Welt-Veranstaltung. Der Jack war aber nicht im VIP-Bereich (so wie sich das gehört hätte) wie vermutlich die Schreiberlinge, sondern stand beim gemeinen Pöbel und da war die Logistik auch eher Richtung Pöbel. Also, ich sag mal so, die Lulu- und Stuhlversorgung war nicht so wirklich vorhanden, kann aber auch daran liegen, dass sich die Veranstalter gedacht haben - so viel Pöbel, die sollen sich lieber in die Hosen machen, das ist logistisch weniger Aufwand für uns. Und so im Nachhinein haben sie da wirklich schon ein bisschen Recht gehabt. Weil jetzt schilder ich einmal meine Eindrücke von den Leuten dort, weil das war irgendwie viel spannender als das Konzert (und wenn ich das so sagen darf, ich glaube, dass 80% der Zuseher eh nicht wegen der Musik dort waren):

 

Also so um 18h habe ich das Konzertgelände geentert. Da sind mir schon so ein paar Leute aufgefallen, die einen schiefen Gang gehabt haben, so als ob die eine Seite vom Kopf ein bisserl zu schwer wäre und die Wirbelsäule krumm. Und dann ist bei dem ein oder anderen beim Husten schon ein bisschen ein Material mitgegangen. Aber schließlich und endlich war es ja auch schon 18h und man muss die Feste feiern wie sie fallen, auch wenn man dann sogar den Grund, warum man nach Spielberg gefahren ist (oder hoffentlich gefahren WORDEN ist) gar nicht mehr weiß.

 

Naja, auf jeden Fall hat dann gleich einmal so eine österreichische Vorband gespielt - ganz toll und passend im innovativen Partymusik-Stil von Coldplay, natürlich mit Mamas Strickpulli und Gitarre im Halsketterl-Modus. Da haben auch die deutschen und slowakischen Fans gesehen - wir Österreicher ziehen unser Ding durch, egal ob das jetzt zu der Veranstltung passt oder nicht. Aber die Vorband (keine Ahnung, wie die geheißen hat, weil googeln tu ich das jetzt auch nicht, schließlich war ich auch nicht im VIP-Bereich) hat sich artig bedankt, dass die Leute die österreichische Musik supporten. Fand ich schön, aber ganz objektiv gesagt, hätte ich mich da lieber mit Sergeant Steel als Vorband auf der Bühne gesehen.

 

Auf jeden Fall, danach gabs so eine ausländische Band, Vintage Trouble oder so. Und die hat mein Herz höher schlagen lassen. Ganz auf Vintage und ein bisserl auf James Brown. Ohne Strickpulli, dafür mit Anzug und Vintagezeug und viel Emotion. Da hab ich gleich mitgewippt wie ein Hochseedampfer ... und die windschiefen Leute neben mir waren auch voll dabei. Nur hat bei denen immer öfter die Seekrankheit zugeschlagen.

 

Und dann ist AC/DC gekommen - laut und Intro und alles. Aber das hätt ich fast gar nicht gecheckt, weil die Fans neben mir, allesamt mit Jogginganzügen ausgewiesene Provinzfußballclub(mit)glieder, ihre eigene Party gefeiert haben. Nach jedem Schluck haben die einen neuen Trinkspruch gewusst und wenn ihnen die Sprüche ausgegangen sind, haben sie Schalalala gesungen und dabei sind ihnen Zigaretten und Speisereste aus dem Mund gefallen. Ab und zu haben sie auch ein bisserl ein Bier verschüttet, was aber nicht so schlimm war, weil sie eh auch schon immer wieder auf den Boden geludelt haben, wo wir wieder bei der Logistik sind, die eh keinen Sinn gehabt hätte.


Interessanterweise haben sich AC/DC nach jedem Song so circa eine Minute von der Bühne zurückgezogen (ich vermute eine Party im Sauerstoffzelt), Zwischenansagen gab's keine vom Brian. Was auch wurscht war, weil das haben eh die Fußballclubs neben mir übernommen.

Spannend war's dann aber, wie sich die Fußballer augezogen haben, die Dixiklodächer bestiegen und dort weitergefeiert haben. Da hats nicht lang gedauert, da sind dann schon die ersten wieder runtergepurzelt (nachdem sie mit Klopapierrollen geworfen haben). Aber verletzt hat sich glaub ich keiner, weil sie eh weich, oder besser nass, gefallen sind. Weil der Boden war eh ein einziger Lulu-See, weil die Klos eh schon alle übergegangen sind.

Aber AC/DC hat das auch nichts gemacht, die haben trotzdem eisern weitergespielt. Mit neuer Besetzung - und da muss ich schon auch sagen, dass ich da wieder zum Österreicher werde und sagen muss, dass früher alles besser war. Weil den Malcolm und den Phil kann man nicht so leicht ersetzen (genauso wenig wie der Faymann den Kaiser ersetzen kann), da muss man "Thunderstruck" schon ein bisserl nudeln, damit man es hinter sich bringt.

Aber die Fußballer hat das nicht gestört, die waren mit Baden und Badeseebefüllung beschäftigt - quasi, Menschheit, Krönung der Schöpfung!

 

Aber am Schluss hat's ein Feuerwerk gegeben. Da hab ich mich gefreut. Weniger gefreut hab ich mich dann, dass ich mit geschätzten 20.000 Leuten in einem Käfig mit Sichtschutz eingepfercht wurde, während man 45 Minuten auf den Shuttlebus gewartet hat. Das hat aber den anderen Besuchern eh auch nicht gefallen - wenn man Menschen auf engem Raum einsperrt, da liegt schnell ein Hauch von Liebe in der Luft. Hat eine Zeit lang gedauert und gesehen hab ich wie gesagt nix, nur Leute. Eigentlich hab ich drauf gewartet, dass ein Schlächter mit Schlachtschussapparat kommt, aber war dann doch nicht so. Dann ist nämlich doch einmal ein Bus gekommen und mitbekommen hab ich's deswegen, weil die Fußballer gesungen haben "Jaja, der Bus ist da, jaja, der Bus ist da, jaja, der Bus, der Bus ist da." Aber dann hat's mich nicht mehr gefreut in den Bus zu steigen und bin lieber zu Fuß zum Auto spaziert. Ein bisserl weg von Kotze, Lulu, liebenden Menschenmassen und Fußballern ...


Fazit: das nächste Mal schau ich mir AC/DC wieder auf einer DVD an, oder - wenn ich das Live-feeling vermisse, fahr ich aufs Land zum nächsten Zeltfest. Dort spielens sicher auch ein AC/DC-Medley und die Besucher sind die gleichen ...

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Comments: 4
  • #1

    Patrick (Tuesday, 19 May 2015 19:37)

    Haha, jawoi! Geilo :-D

  • #2

    Tamara (Tuesday, 19 May 2015 21:34)

    Super!!!:-D

  • #3

    Jürgen (Tuesday, 19 May 2015 21:54)

    "Der Pöbel hört nie auf, Pöbel zu sein, und wenn Sonne und Mond sich wandeln." - Friedrich Schiller

    Echt geil geschrieben Herr Nachbar

  • #4

    Frontlady Vanderkill (Tuesday, 19 May 2015 22:04)

    Sehr schön! Wenn du dich jetzt bei unseren Pressetexten auch so bemühst...